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LAST EXIT PANDORA

Mit „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ hat Star-Regisseur James Cameron seit dem Kinostart am 17./18. Dezember vergangenen Jahres in gerade einmal sechs Wochen den bis heute finanziell erfolgreichsten Film aller Zeiten abgeliefert. Die „Pandora“, was aus dem Altgriechischen stammt und wörtlich übersetzt die „alles Gebende“ heißt, haben sich auch die heutigen Griechen zum Vorbild genommen und bei ihren Haushalts- Statements nach Brüssel über elf lange Jahre hinweg wirklich alles gegeben und richtig großes Kino inszeniert.

Ohne sich am 7. März in Los Angeles auf einen Oscar freuen zu dürfen. Was ja vielleicht auch nicht schlecht ist in Anbetracht der angeschlagenen Gesundheit der Griechen, schreckte doch die WIENER ZEITUNG am Mittwoch mit der Überschrift auf: „Das Oscar-Fieber grassiert“. Leute: Schweinegrippe war gestern, heute ist Oscar-Fieber: Impfen lassen, immpfffennn!

RUHE BEWAHREN, BITTE!

Nein: Pandora ist keine Geschlechtskrankheit. Das filmische Epos „Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra“ (2008) ist vom Titel her der Gonorrhoe zwar schon ein bedeutendes Stück näher, kann für unsere Betrachtung aber erst einmal aus dem Verkehr gezogen werden, oder außen vor gelassen oder wie immer Sie wollen.

Pandora war die Dame mit der Büchse. Der nämlichen Büchse, der allerlei Ungemach entfleuchte, bevor sie zur Unzeit, leider justament vor der Freisetzung der Hoffnung, voreilig wieder geschlossen wurde.

Vermutlich viel zu lange unter Verschluss gehalten haben wohl zu viele zu vieles. Und sie tun es immer noch: Regierungen, Notenbanken, Banken, Unternehmen, Statistiker, Wirtschaftsforscher und diverse aufs Wiederkäuen und Effekthaschen reduzierte Medien.

Haben sie ihr Wissen hingegen nicht nur unter Verschluss gehalten, sondern es tatsächlich einfach nicht besser gewusst, müsste wirklich einmal gefragt werden, was diese Leute denn eigentlich so in ihrem Hauptberuf treiben.

EUROKOKKEN-PANDEMIE DREHT CHART-PFEIL NACH UNTEN

Sehen Sie sich nur den Euro an, angetreten mit der volkswirtschaftlich unerfüllbaren, wirklich fixen Idee, die durch die unterschiedlicheökonomische Leistungsfähigkeit bedingten Währungsanpassungen eines multinationalen Wirtschaftsgefüges per Dekret abzuschaffen und diese Anpassungsmechanismen mit einer Einheitswährung einzuzementieren, um sich heute staunend die Augen zu reiben, dass der Eurovirus pandemisch um sich greift: Griechenland, Portugal, Spanien, Italien, Lettland und Irland dürften nur die ersten Opfer sein.

Wie bescheuert, sorry!

Ebenso wie das Subprime-Debakel des US-Immobilienmarktes oder auch die aus gegebenem Anlass nun wieder einmal entflammte Debatte um millionen- und in der Summe womöglich gar milliardenschwere Steuerflüchtlinge weist auch die in erschreckendem Tempo um sich greifende Euro-Krise ein und denselben Einstiegspunkt auf:

Immer sind es quasi vergiftete finanzielle Köder, denen die Opfer auf den Leim gehen: Fehlende bzw. gewollt lückenhafte Einkommensnachweise bei der Hypothekenvergabe in den USA, bewusst unterdrückte und erst in den letzten Wochen aufkeimende Nachfragen von Schweizer Bankern nach Steuerbelegen.

Und schließlich ein Brüssel, das auch eine Defizitbescheinigung aus Wunderland akzeptiert hätte, falls Alice das unterzeichnet hätte, jetzt aber in idealtypischer Manier lauthals „Feuer“ ruft, nachdem das erste Kind in den ungeschützten Brunnen gefallen ist und weitere unter lautstarkem Dementi den Kopfsprung üben.

Den soliden Teilnehmern des Euro-Bündnisses, dessen Vorgänger- Währungen so unterschiedlich waren wie die Dichte von Eichen- oder Buchenholz im Gegensatz zu dem etwa von Pappeln oder Weiden, werden die Defizitsünder noch sehr, sehr viel „Freude“ bereiten.

Die Frage ist damit, wie sich der Euro international weiter etablieren kann. Gegen den ebenfalls sterbenskranken, sich metastasierend selbst vermehrenden Papierdollar, das dem Greenback hörige Britische Pfund, den gegen die Dauerinflation ankämpfenden japanischen Yen und den nach wie vor unberechenbaren chinesischen Yuan.

Charttechnisch betrachtet, ist diese Entscheidung bereits gefallen. Und zwar zu nahezu allen anderen bedeutenden Währungen. Und gegen den Euro!

DOPINGSÜNDER NOTENBANKEN

Erinnern Sie sich noch an den Aufschrei der Republik, als Franz Josef Strauß, damals bayerischer Ministerpräsident, einen Kredit über eine Milliarde Deutsche Mark an die DDR einfädelte? Das war 1983. Und wurde für über ein Jahr zum Aufreger der Nation.

Sümmchen wie diese schleust man heute allenfalls als Privatier an der Steuer vorbei in die Schweiz; Staaten hantieren nicht mehr mit derartigen „Peanuts“, sondern werfen mit Milliarden in Hunderterpäckchen um sich, wobei sie entweder gleich ganz auf Sicherheiten verzichten oder ggf. auch gerne akzeptieren, was die Schuldner an finanziellem Giftmüll in der Tonne haben und sonst an den Finanzmärkten an ahnungslose Bonus- Banker hätten verklappen müssen.

Geldgeber für diese spendablen Aktionen sind die Notenbanken. Beginnend mit Alan Greenspan, der die solide Geldpolitik seines nun von US-Präsident Obama reaktivierten Vorgängers Paul Volcker auf den Kopf stellte und einen beispiellosen „Aufschwung“-Marathon auslöste, verabreichten sie der Wirtschaft immer größere Dosen des gefährlichen Dopingmittels C-A-S-H, ohne die die Konjunktur in ihrer natürlichen Zyklik weiter gelaufen wäre, sich so aber zwangsläufig gefährliche spekulative Blasen zulegte, die nur mit noch mehr C-A-S-H therapiert werden konnten, um einen allfälligen System-Zusammenbruch zu vermeiden.

VERKAUFSSIGNALE HÄUFEN SICH

Dass alles Lamentieren und/oder auch der Versuch, die Märkte fundamental korrekt zu erfassen, nichts hilft, weiß ich auch. Zum einen kann heutzutage, wo die Lüge in Politik und Wirtschaft zum guten Ton zu gehören scheint, kaum noch zwischen Fakt und Fiktion unterschieden werden.

Zum anderen haben die irrwitzigen in die Märkte gepumpten C-A-S-H- Dosen an den Aktien-, Renten- und Rohstoffbörsen eine Art Trancezustand ausgelöst, der die dortigen Akteure in eine von der harten Wirklichkeit weit entfernte Nebenwelt entrückt hat.

So wie mich mein Kater Rudi nächtens nahezu regelmäßig aus meinen Träumen reißt, um ins Freie entlassen zu werden, naht aber auch für die C-A-S-H-betörten Traumtänzer an den Börsen nun der Weckruf der Wirklichkeit und damit der Kater!

Denn der eigens für meinen „Kapitalschutz-Brief“ entwickelte Trendindikator feuert seit vorletzter Woche regelrechte Breitseiten an Verkaufssignalen ab – so wie übrigens zuletzt Ende 2007/Anfang 2008, als sich die Märkte ebenfalls im Vollrausch befanden. Und er feuert auf

eine Vielzahl von Aktienindizes, Währungs-Crossrates und jetzt auch Rohstoffe, bis jetzt noch nicht auf die Rentenmärkte, was m. E. aber mit Gewissheit in der Pipeline sein dürfte.

Die Trefferquote dieses Indikators? Ich kann Sie Ihnen nennen: Seit Bestehen des Briefes – und er befindet sich nun im achten Jahrgang – lag sie im Durchschnitt bei über 80 Prozent. Was auch für die Woche für Woche analysierten 30 Dax-, TecDax- und Dow Jones-Aktien gilt.

Die Büchse der Pandora (die übrigens unter Berücksichtigung des Übersetzungsfehlers von Erasmus von Rotterdam eher ein großer Krug oder ein Fass gewesen sein dürfte) wird für die Finanzmärkte, realistischerweise betrachtet, 2010 wieder geöffnet werden. Wenn sie es nicht sogar schon ist.

Die alten Griechen kannten noch keine Derivate, keine Puts und Calls, keine Hebelzertifikate. Wir schon. Die Hoffnung, ehedem im Büchslein verlieben, steht uns also zur Verfügung. Mehr als das sogar: Die zum Greifen nahe liegende Chance, ein Minus der Märkte in ein Plus unseres Depots zu verwandeln.

Beste Grüße!
Axel Retz

Der Verfasser ist Herausgeber der Webseite www.private-profits.de Und hat die Benchmarks Dax, Dow Jones und DJ E. Stoxx 50 im Zeitraum 2008/2009 seit Erscheinen seiner Briefe deutlich outperformt:

Eine Anlage im Dax erzielte in diesem Zeitraum ein Minus von 25,96 Prozent, während private profits ein Plus von 36,62 Prozent erwirtschaftete und das defensive Vermögenssicherungsdepot des Kapitalschutz-Briefs absolut jede andere traditionelle Art der Altersvorsorge seit acht Jahren weit in den Schatten stellt und die „Buy and hold“-Strategie um einige Hundert Prozent geschlagen hat.


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